Immer wieder tauchte CELTA in verschiedenen Lebensabschnitten bei mir auf. Nach vielen Jahren der anderweitigen Beschäftigung stellte ich mich endlich der Herausforderung und absolvierte einen Kurs.
Doch was kommt nach dem CELTA? Welche beruflichen Möglichkeiten stehen frischgebackenen Englischlehrern offen? Was sind die Vor- und Nachteile, und gibt es Alternativen zum klassischen Unterricht?
Diese Fragen beschäftigten nach dem CELTA nicht nur mich, sondern fast alle meiner MitstreiterInnen. In diesem Artikel zeige ich dir verschiedene Karrierewege für CELTA-Absolventen auf. Sie sind natürlich nur als Einstieg gedacht und wer weiß, wie sich im Laufe der Zeit alles entwickeln kann und wird.
Die Hauptpunkte und Kapitel
Eine Übersicht der wichtigsten Themen in diesem Artikel:
- Arbeiten an Sprachschulen
- Unterricht an Universitäten oder in Unternehmen
- Privatunterricht und Online Teaching
- Alternativen zum klassischen Unterrichten
- Weiterbildung und akademische Karriere
Kurz zum CELTA an sich: Das „Certificate in English Language Teaching to Adults“ ist eine der weltweit anerkanntesten Qualifikationen für angehende Englischlehrer bzw. deren Weiterbildung. Weiterführende Informationen sowie meine Erfahrungen beim Vorbereiten und Absolvieren findest du in meinen diversen CELTA-Blogartikeln.
Zurück zum Thema: Nach dem CELTA ist vor dem Job – doch welcher und was und wie?
Klassische Lehrtätigkeit – der direkte Einstieg nach dem CELTA
Arbeiten an Sprachschulen
Keine Überraschung – der häufigste erste Schritt für CELTA-Absolventen ist eine Anstellung an einer Sprachschule. Besonders in Ländern mit hoher Nachfrage nach Englischlehrern gibt es viele Jobangebote. Unter anderem fielen mir hier besonders China, Spanien oder Vietnam auf, jedoch finden sich Angebote genauso in Deutschland, den USA bzw. generell weltweit.
Sprachschulen bieten oft strukturierte Lehrpläne und unterstützen neue Lehrer (meistens) mit Materialien und Schulungen. Dies ist besonders vorteilhaft für diejenigen, die noch wenig Erfahrung im Unterrichten haben und sich zunächst in einem strukturierten Umfeld weiterentwickeln möchten.
Als ergänzenden Service zu potentiell längerfristigen Verträgen bieten Sprachschulen z.B. u.a. Hilfe bei der Unterkunftssuche oder bei Visa-Angelegenheiten an. Zudem fällt für Sprachschulen-Angestellte in der Regel die Akquise weg, das heißt die Sprachschule kümmert sich um das Füllen der Klassenzimmer. Das alles erleichtert den Einstieg in das Berufsleben als Englischlehrer.
Vorteile:
- Einstieg oft direkt nach dem CELTA möglich: Viele Sprachschulen stellen bevorzugt CELTA-Absolventen ein, auch mit wenig oder keiner entsprechender Berufserfahrung. Denn das CELTA-Zertifikat zeugt von einer soliden methodischen Ausbildung.
- Strukturierter Arbeitsalltag: Ein fester Stundenplan und (meist) vorhandene Unterrichtsmaterialien erleichtern den Einstieg.
- Unterstützung durch erfahrene Kollegen: Gerade für dich als Neuling ist es wertvoll, in einem Team mit erfahreneren Lehrern zu arbeiten und sich Unterstützung holen zu können. Dies ist natürlich nicht nur für den Unterricht, sondern für alles Organisatorische bis hin zum „richtigen Ankommen“ in einem neuen Land gültig (bzw. im neuen Job).
- Keine Akquise: als Lehrer kannst du dich auf den Unterricht konzentrieren, das Akquirieren von neuen Kunden / Schülerinnen entfällt für dich.
- Möglichkeit zur Spezialisierung: In Sprachschulen gibt es oft verschiedene Kurse, sodass Lehrer sich in Bereichen wie Business English, Prüfungsvorbereitung oder Konversationskursen spezialisieren können.
Nachteile:
- Oft befristete Verträge: Viele Sprachschulen bieten nur befristete Arbeitsverträge an. Sei es für ein Schuljahr oder für einen Sommerjob, in jedem Fall führt die Befristung zu Unsicherheiten und erschwerter längerfristiger Planung.
- Geringe Bezahlung in manchen Ländern: Insbesondere in Entwicklungsländern sind die Gehälter oft (verständlicherweise) den lokalen Gegebenheiten angepasst und dementsprechend niedrig. Andererseits ist dies für alle Jobs gültig und du musst für dich entscheiden, ob das Gehalt zu deinen geplanten Lebenshaltungskosten passt.
- Hohe Arbeitsbelastung in der Hochsaison: In beliebten Reiseländern gibt es saisonale Schwankungen in der Schülerzahl. Das kann zu unregelmäßigen Arbeitszeiten und hohem Arbeitsaufwand in bestimmten Monaten führen. Prüfe bitte deinen Vertrag, wie mit Überstunden umgegangen wird, oder was passiert, wenn es deutlich ruhiger ist.
- Weniger Flexibilität: Der Unterrichtsplan ist meist vorgegeben, was weniger individuelle Freiheit in der Gestaltung des Alltags bedeutet.
Unterricht an Universitäten oder in Unternehmen
Mit dem CELTA als Basis und zusätzlicher Erfahrung oder Weiterbildungen können CELTA-Absolventen auch an Universitäten oder in Unternehmen unterrichten. Dieser Karriereweg ist attraktiv für diejenigen, die sich langfristig im Bildungsbereich etablieren möchten. Ein direkter Einstieg ist vermutlich eher unwahrscheinlich oder sehr schwierig, doch als zweiten Karriereschritt anvisieren – warum nicht?
Eine Spezialisierung auf bestimmte Fachbereiche wie Business English, akademisches Englisch oder spezifische Sprachtrainings bietet sich hierbei, ist jedoch kein Muss. Es ist, wie so Vieles, alles abhängig vom Arbeitgeber.
Vorteile:
- Bessere Bezahlung: Universitäten und große Unternehmen zahlen in der Regel höhere Gehälter als Sprachschulen.
- Geregeltere Arbeitszeiten: An Universitäten und Firmen gibt es oft festgelegte Stunden- bzw. Terminpläne, die einen planbaren Arbeitsalltag ermöglichen.
- Akademische und berufliche Entwicklung: An Universitäten gibt es häufig die Möglichkeit, sich weiterzubilden, an Forschungsprojekten mitzuwirken oder sich in Fachrichtungen zu spezialisieren.
- Networking und Karrierechancen: Der Kontakt zu anderen Fachleuten kann neue berufliche Türen öffnen.
Nachteile:
- Höhere Anforderungen: Viele Universitäten setzen mindestens eine DELTA-Qualifikation oder sogar einen Master-Abschluss voraus.
- Konkurrenzdruck: Die Nachfrage nach Stellen an Universitäten ist hoch, weshalb oft umfangreiche Erfahrung und Zusatzqualifikationen erforderlich sind.
- Weniger Flexibilität: Während Sprachschulen oft flexible Arbeitszeiten bieten, gibt es an Universitäten und in Unternehmen festgelegte Lehrpläne und starre Zeitstrukturen.
Selbstständigkeit – als Freelancer durchstarten
Privatunterricht und Online-Teaching
Zahlreiche CELTA-AbsolventInnen entscheiden sich für die Selbstständigkeit. Sie bieten Einzelunterricht, kleine Gruppen oder Online-Kurse an. Als Freelancer sind sie auch bei Sprachschulen oder Unternehmen gern gesehen, da es ihren Auftraggebern maximale Flexibilität bietet.
Es gibt zahlreiche Plattformen und Websites, über die du als Freelancer an neue Kunden und Aufträge kommen kannst. In einem nachfolgenden Artikel werde ich auf verschiedene dieser Websites eingehen.
Vorteile:
- Volle Kontrolle über den eigenen Zeitplan: Als Selbstständige kannst du deine Unterrichtszeiten flexibel gestalten und sie an persönliche Verpflichtungen oder verschiedene Zeitzonen anpassen.
- Vielfältige Möglichkeiten zur Einnahmengenerierung: Neben Einzelunterricht kannst du Webinare, Gruppenunterricht, Abonnement-Modelle oder digitale Kurse anbieten. Deiner Kreativität zur Einnahmengenerierung werden keine Grenzen gesetzt (außer vielleicht deiner verfügbaren Zeit).
- Internationale Kundschaft: Die Möglichkeit, Schüler aus der ganzen Welt zu unterrichten, eröffnet neue interkulturelle Erfahrungen.
- Spezialisierung auf Nischenmärkte: Sobald du dich spezialisierst, kannst du meist höhere Stundensätze verlangen. Themen sind zum Beispiel Business English, medizinisches Englisch, technisches Englisch, oder IELTS- und TOEFL-Vorbereitung.
- Eigenes Unterrichtsmaterial: Du musst (wäre der Nachteil), nein, du darfst dein eigenes Unterrichtsmaterial anfertigen. Das mag zwar ab und an herausfordernd sein, doch so kannst du gezielt auf deine Kunden eingehen und auch deine eigenen Vorlieben und Interessen mit abdecken (und mit Begeisterung unterrichten).
- Du bist der Chef: Egal welche Art von Entscheidungen anstehen, du bist der letztendliche Entscheidungsträger. Du möchtest fachlich eine andere Richtung einschlagen? Einen Schüler loswerden? Pro Stunde mehr in Rechnung stellen? Deine Entscheidung!
Nachteile:
- Unsicheres Einkommen: Selbstständig sein bedeutet meist leider auch, dass du dich auf unregelmäßige Einnahmen einstellen musst, besonders zu Beginn. Das wird sich voraussichtlich im Laufe der Zeit mit wachsendem Kundenstamm ändern, doch Durststrecken wirst du überwinden müssen.
- Eigene Akquise erforderlich: Kunden zu gewinnen erfordert aktives Marketing, den Aufbau einer Online-Präsenz und oft eine längere Etablierungsphase. Akquise nimmt dir Zeit weg, die du für Unterricht nutzen könntest, jedoch ist sie absolut erforderlich.
- Keine Unternehmensleistungen: Als Freelancer darfst und musst du für deine eigene Sozialversicherung, Krankenversicherung und Altersvorsorge sorgen. Das habe ich unter den Nachteilen aufgeführt, da es dich vor allem zu Anfang von Akquise und Unterrichten abhält. Grundsätzlich denke ich, die selbstständige Vorsorge ist eine positive Sache.
- Technische Herausforderungen: Online-Unterricht erfordert eine stabile Internetverbindung, technisches Know-how und gutes Equipment wie ein hochwertiges Mikrofon, eine gute Webcam, einen großen Bildschirm und einen zuverlässigen und schnellen Rechner. Die technische Ausstattung benötigst du übrigens auch für das Vorbereiten von Lehrmaterial, ggf. benötigst du zusätzliche Software.
- Du bist der Chef: Das steht bereits oben unter den Vorteilen. Doch auch hier passt es rein, denn: egal was ist und passiert, du bist verantwortlich. Du musst entscheiden, dich kümmern, Lösungen herbeiführen.
Trotz dieser Herausforderungen entscheiden sich viele für diesen Weg, da die Flexibilität und das unternehmerische Potenzial langfristig viele Vorteile bieten. Zudem ermöglicht es die Selbstbestimmung nicht nur über die eigene (Arbeits-) Zeit, sondern über alle Aspekte des beruflichen Lebens.
Alternativen zum klassischen Unterrichten
Materialien erstellen und Lehrbücher schreiben
Doch nicht nur Unterrichten ist eine Möglichkeit, nach dem CELTA mit dem gewonnen Wissen Geld zu verdienen.
Zusätzlich bzw. alternativ zum Unterricht können CELTA-Absolventen ihre didaktischen Fähigkeiten nutzen, um Lehrmaterialien zu entwickeln oder für Verlage Lehrbücher zu schreiben.
Vorteile:
- Langfristiges passives Einkommen: Gut erstellte Materialien können immer wieder verkauft werden.
- Unabhängigkeit von Unterrichtszeiten: Keine festen Unterrichtspläne oder direkte Interaktion mit Schülern erforderlich.
Nachteile:
- Sehr überschaubares Geschäftsfeld: Die Vielzahl an bereits vorhandenen Materialien macht es schwer, neue interessante Materialien in solch einer Menge herzustellen, dass man davon leben kann. Als Zuverdienst ist das jedoch sicherlich vorteilhaft, v.a. wg. des möglichen Wiederverkaufs.
Weiterbildung und akademische Karriere
Eine dem CELTA nachfolgende Qualifikationen ist das DELTA (Diploma in Teaching English to Speakers of Other Languages). Die Voraussetzungen sind u.a. umfangreiche Lehrerfahrung, jedoch öffnen sich hiermit weitere Türen in der Berufswelt. Sei es eine neue Position als „Teach the Teacher“ (CELTA-Aspiranten unterrichten), bessere Chancen auf einen Einstieg in die gehobene akademische Welt oder das Gründen oder (Mit-) Leiten einer Sprachschule. Das waren nur drei der zahlreichen Möglichkeiten.
Vorteile:
- Erweiterung der beruflichen Perspektiven: Mit höheren Qualifikationen steigt die Chance auf stabile, besser bezahlte Positionen. Das ist nicht nur mit DELTA so, sondern kann auf jede weiterführende und höher qualifizierende Weiterbildung übertragen werden.
- Führungsrollen in der Bildungsbranche: Möglichkeit, sich in die Leitung von Sprachprogrammen oder Schulmanagement einzubringen. Oder die eigene Sprachschule zu gründen. Oder Kursgestaltungen an Schulen oder Unis zu übernehmen.
Nachteile:
- Investition in Zeit und Geld: Die Fortbildung kann mehrere Jahre dauern und hohe Kosten verursachen. Ergänzend zu Zeit und Geld wird vermutlich der persönliche Stresslevel deutlich ansteigen (wie auch in meinem Artikel zum CELTA und dem Absatz über die Teilzeit geschrieben).
- Höhere Konkurrenz auf akademischem Niveau: Mehr Qualifikationen erhöhen zwar die Chancen, aber sie garantieren keine Anstellung. Also die üblichen Probleme: Je weiter oben auf der Leiter, desto weniger Platz auf der Sprosse. Eine gute Ausbildung garantiert nicht die Verfügbarkeit eines guten und gut bezahlten Jobs.
Fazit
Der CELTA-Kurs ist ein hervorragender Einstieg in die Welt des Englischunterrichtens. Die Karrieremöglichkeiten sind vielfältig und beschränken sich nicht nur auf den klassischen Unterricht.
Ob als Lehrerin an Sprachschulen, als freiberuflicher Online-Tutor oder in alternativen Bereichen wie Materialentwicklung oder Weiterbildung, es gibt viele Wege, um mit dem CELTA-Wissen eine Karriere aufzubauen.
Das Wichtigste jedoch, und auch das musste ich für mich erst rausfinden: werde dir über deine persönlichen Prioritäten und beruflichen Ziele klar. Und wie geht das am besten, wenn du dir unsicher bist? Einfach mal machen! Nimm eine Stelle an einer Sprachschule an, und wenn du nach kurzer Zeit merkst, dass das nichts für dich ist – dann versuchst du etwas anderes. Und so weiter.
Sei und bleibe aktiv, dann wirst du das für dich Richtige finden.
An welchem Punkt stehst du gerade?
Ich hoffe, der Artikel konnte dir einen kleinen Überblick über die Zeit nach dem CELTA verschaffen.
Bist du bereits CELTA-zertifiziert und überlegst nun, wie es weitergehen soll? Hast du noch weitere Ideen oder Erfahrungen als die oben aufgeführten? Lass es mich gerne wissen, ich freue mich auf dein Feedback!