Nach all dem Vorlauf ging es endlich los mit dem CELTA Online-Kurs. Vor dem eigentlichen Kurs hatte ich gedacht, dass die Vorbereitung bereits zeitintensiv war. Dann kam der Kurs und mit ihm eine für mich neue Definition von ‚Teilzeit‘.
Ok, ich sollte das vorweg nicht überdramatisieren. In diesem Artikel beschreibe ich, welche Inhalte der CELTA Online-Kurs mir lieferte und was ich von der Teilzeit-Variante halte.
Im Detail gehe ich ein auf:
- die wichtigsten Kursbestandteile:
- Aufteilung der Kursteilnehmer
- Live Classes mit den Tutorinnen (ich werde unterrichtet)
- Online lernen mit Moodle (Course Units, Discussion Forum)
- Experienced Teacher Observations
- Teaching Practice (ich unterrichte)
- Assignments
- technische Anforderungen bzw. meine Empfehlung hierzu
- CELTA Online in Teilzeit
- kurzes Fazit.
CELTA Online – die wichtigsten Kursbestandteile
Während des Interviews hatte die Kursleiterin bereits die einzelnen Bestandteile des Kurses erläutert. Ich wusste somit ungefähr, was auf mich zukommen wird.
Generell kann ich jedoch sagen: Der CELTA-Kurs ist ein bewährtes Konzept und dies wurde nahezu identisch auf die Online-Welt übertragen. Hier wird nicht experimentiert oder getestet, sondern ein bewährtes Kurskonzept durchgezogen.
Die nachfolgend beschriebenen Bestandteile kommen in jedem CELTA-Kurs vor, sei es Online, Präsenz oder Hybrid (auch CELTA Blended genannt). Sicherlich wird es Unterschiede geben bei der zeitlichen Abfolge, wenn ein Kurs 10 Wochen oder 14 Wochen läuft.
Aus welchen Teilen bestand der CELTA Online?
Aufteilung der TeilnehmerInnen
Insgesamt starteten wir mit 18 TeilnehmerInnen. Aufgeteilt waren wir in:
- Live Classes: ein Team, alle nahmen teil
- Teaching Practice: drei Teams á 6 Personen (fix für die Dauer des Kurses)
- Diskussionsforen: wechselnde Teams
Live Classes mit den Tutorinnen
Sieben Live Classes wurden in den zehn Wochen durchgeführt. Die Inhalte variierten, auch basierend auf Themenwünschen der Kursteilnehmer. Themen waren unter anderem:
- Tipps für anstehende Teaching Practices und vor allem Assignments
- zahlreiche Erläuterungen zu Vorgehensweisen, Methodikinfos, Aufbau einer Unterrichtsstunde
- Antworten zu Fragen, die im Forum gestellt wurden und besser ‚live‘ zu beantworten waren als im Forum (vor allem wenn es darum ging, die Antwort mit Beispielen zu verdeutlichen)
- administrative Themen für sowohl die Schule (Europass Florence) als auch Cambridge University und CELTA
- am Ende ein kleiner Career Workshop.
Insgesamt empfand ich die Live Classes als erfrischend und sehr hilfreich. Zudem gaben sie mir die Chance, die anderen Kursteilnehmer außerhalb meiner Teaching Practice ein bisschen kennenzulernen (Betonung auf ‚ein bisschen‘).
Online lernen mit Moodle
Die Cambridge University hat den CELTA Online-Kurs mit der Moodle-Plattform umgesetzt. Nach kurzem Umschauen und Durchklicken aller Bereiche für meinen CELTA Online hatte ich keine Fragen und es war alles klar.
Die verschiedenen Sektionen waren klar strukturiert und aufgebaut. Bereits beim Start waren viele Informationen vorhanden, während des Kurses wurden zahlreiche weitere Dokumente und pdfs von der Kursleiterin hochgeladen.
Sämtliche pdfs und andere Unterlagen, die auf Moodle zur Verfügung stehen, können ordnerweise gezippt heruntergeladen werden. Bei den pdfs sind unter anderem diverse gescannte Lehrbücher dabei – hervorragendes Material zum Nachlesen und weiteren Lernen!
Der Zugang zu Moodle und somit zu allen Unterlagen (z.B. zum Herunterladen) ist für ein Jahr nach Kursende möglich.
Neben den Course Units und dem Forum, auf die ich gleich eingehe, werden hier auch die Assignments und alle Unterlagen für die Teaching Practices zur Bewertung hochgeladen. Somit sind die kompletten Kursunterlagen inklusive meiner erstellten Werke gebündelt auf Moodle verfügbar.
Course Units
Es gab 30 Units zu bearbeiten. Anfang jeder Woche teilte die Kursleiterin uns mit, welche in der kommenden Woche bis Sonntag Mitternacht zu bearbeiten seien.
Die Units waren technisch stabil und fachlich gut aufgebaut. Während der Unit zu erledigende Aufgaben variierten in Stil und Interaktion, dies machte die ganze Sache durchaus kurzweilig.
Das vermittelte Wissen war sehr umfangreich. Lediglich die Möglichkeit, sich Inhalte herunterzuladen oder auszudrucken war etwas eingeschränkt – mit Screenshots ging es dann jedoch.
Kurz gesagt: Ein sehr gut aufgebauter Onlinekurs.
Discussion Forum
Zu fast jeder Unit gab es Aufgaben zu erledigen, deren Ergebnis im Forum gepostet werden musste. Anschließend kommentierten und diskutierten wir die Beiträge der anderen Kursteilnehmer.
Ein Teil der Aufgaben war alleine, andere in immer wieder neu gemischten Teams zu erledigen. Vor allem Letzteres empfand ich als sehr positiv, denn die Zusammenarbeit und Kommunikation mit anderen Teilnehmern beschränkte sich leider sehr auf das Sechser-Team der Teaching Practice.
Experienced Teacher Observations
Das Beobachten von erfahrenen Lehrern mag etwas langweilig klingen, bringt jedoch eine Menge. Vor allem nachdem ich wusste, auf was ich achten sollte und wollte. Das, was ich bis dahin in Moodle in der Theorie gelernt hatte, konnte ich nun im Klassenraum ‚in action‘ sehen.
Erfahrene Lehrer konnten wir auf zwei Arten beobachten:
- ‚live‘: d.h. wir beobachteten zwei Tutorinnen, wie sie jeweils 90 Minuten unterrichteten (und zwar die Klassen, die wir in den kommenden vier Wochen selbst unterrichten sollten)
- per Video auf Moodle: vier ‚recorded observations‘ mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten beim Unterrichten wie auch dem Skill Level der Schüler.
Zusätzlich hierzu gab es in den verschiedenen Course Units immer wieder kurze Videos, in denen Lehrer bei bestimmten Aktivitäten gezeigt wurden.
Teaching Practice
Nicht alle TEFL-Kurse bieten diese Möglichkeit, und aus heutiger Sicht kann ich sagen: Die Teaching Practices als Kursbestandteil sind ein wirklicher Pluspunkt!
In der Teaching Practice unterrichtete ich zunächst 4x einen Upper Intermediate-Kurs (B2), anschließend 4x einen Pre-Intermediate-Kurs (A2).
Die zwei wichtigsten Punkte waren für mich:
- Als ’nicht lehrerfahrener Teilnehmer‘ bekam ich die Möglichkeit, zwei echte Klassen zu unterrichten.
- Zwei Klassen auf einem sehr unterschiedlichen Level erforderten eine geänderte Strategie bei der Vorbereitung, vor allem jedoch bei der Durchführung der Unterrichtsstunde. Dies in der Theorie zu lesen und zu lernen ist die eine Sache, 11 Schülerinnen zu unterrichten dann etwas ganz anderes.
Die Teaching Practice war der Teil, der mir vor dem Kurs (und vor der ersten Teaching Practice) die meisten Kopfschmerzen bereitete. Jedoch kann ich sagen: es hat sich gelohnt!
Die ‚Kopfschmerzen‘ gibt es nun nicht mehr, bzw. sind einem kleinen Lampenfieber vor einer Stunde gewichen.
Denn was ich in der Vorbereitung auf und während der Teaching Practices unter anderem gelernt habe: Mit der richtigen Vorbereitung, vor allem bei Themen, bei denen ich mir unsicher bin, gibt es keinen Grund zur Sorge.
Assignments
Zusätzlich zur Theorie (Live Classes, Course Units) und der Praxis (Teaching Practice und Observation) bekam ich vier Assignments zugeteilt. Diese Assignments sind Analysen und Ausarbeitungen zu vorgegebenen Themen.
Die Assignments wurden im Laufe des Kurses als Auftrag an die Teilnehmer gegeben. Abgabetermin war jeweils 2-4 Wochen später. Die Aufträge enthielten detaillierte Informationen, was gefordert und worauf geachtet wird.
Assignments haben eine direkte Auswirkung auf die Benotung des Kurses. Nach Abgabe eines Assignments gibt es folgende Ergebnismöglichkeiten:
- Pass on 1st submission
- falls ein Fail bei der Ersteinreichung, so kann man das Assignment überarbeiten und erneut einreichen
- Pass on 2nd submission
- Fail.
Maximal ein Assignment darf den Endstatus Fail haben. Werden zwei Assignments mit Fail versehen, ist der Kurs nicht bestanden.
Dementsprechend hoch war die Anspannung sowohl bei der Abgabe der Assignments zur Bewertung als auch beim Erhalt der Bewertung.
Die Themen der vier Assignments:
- focus on the learner: Analyse einer Schülerin aus einer der mir unterrichteten Klassen
- language related task: Analyse von sprachlichen Problemstellungen
- language skills related tasks: detaillierte Beschreibung der Planung einer Unterrichtsstunde
- lessons from the classroom: was habe ich Wichtiges gelernt, wie werde ich mich weiter mit dem Thema ‚teaching English‘ beschäftigen.
Technische Anforderungen bei einem CELTA Online-Kurs
CELTA Online bedeutet nicht, ich setze mich mit dem Handy oder Tablet aufs Sofa und erledige meine Kursstunden. Hier ist das Scheitern vorprogrammiert.
Den Kurs bin ich so angegangen, als ob ich für einen Kunden einen Auftrag bearbeite oder mit Schülern zugange bin, die mir eine Menge Geld bezahlen: professionell.
Was habe ich während des CELTA Online-Kurses an Technik und Tools eingesetzt?
Die wichtigsten Geräte, Tools und Apps waren:
PC und Laptop
Standard für die Teaching Practices war mein PC (ein Tower), mit großem Bildschirm und guter Tastatur und Maus.
Einen Laptop nutzte ich vor allem für die Course Units und die Arbeiten in den Foren.
Kamera mit Mikrofon, Lautsprecher
Beim Laptop ist die Ausstattung mit dabei, für den PC hatte ich es ebenfalls bereits verfügbar.
Es ist zwar möglich und vielleicht fürs Verständnis besser, mit einem Headset zu arbeiten, für die Teaching Practices würde ich das nicht machen. Zum einen sieht es wirklich bescheiden aus, zum anderen vermittelte mir das ‚freie‘ Arbeiten mit Mikrofon und Lautsprecher das Gefühl, eher in einer Präsenzklasse zu sein als online.
stabile Internetverbindung
Eine stabile Internetverbindung kannst du nicht übers Handy als Hotspot, in manchen Fällen nicht einmal mit WLAN sicherstellen. Wirklich stabil ist eine Verbindung nur bei einer direkten Verbindung mit dem Router.
Mein PC ist direkt an den Router angeschlossen, nicht über WLAN. Wenn ich aus Online-Sessions fliege oder eine Website sich nicht aufbaut, dann ist es ein ernstes Problem, kein WLAN-Verbindungsproblem.
Zoom
Das Online-Meeting-Tool der Wahl für diesen Kurs war Zoom. Die zahlreichen netten Funktionen werden auch durch andere Anbieter abgedeckt.
Wichtig ist jedoch, und das gilt nicht nur für Zoom, sondern alle Tools und Apps: Es ist sehr hilfreich, wenn du dich mit diesen Sachen zumindest ein bisschen auskennst, und das bereits vor dem Start des CELTA Online-Kurses.
Während des Kurses gibt es so viele andere Sachen zu tun, da willst du nicht wirklich zusätzlich Zoom, PowerPoint und Co. von Grund auf lernen.
Für den Unterricht / Teaching Practice
Der Unterricht orientiert sich an verschiedenen Lehrbüchern. Hier stehen auf Moodle die Versionen für Schüler, Lehrer und das Workbook zur Verfügung.
ABER: diese Lehrmaterialien dürfen in den Teaching Practices nicht verwendet, höchstens referenziert werden! Alle Unterrichtsmaterialien erstellst du selbst.
Alle meine Teaching Practices habe ich mit den folgenden Tools gestaltet:
- PowerPoint
- GoogleDoc
- Wordwall
- pixabay
- padlet
CELTA Teilzeit – was bedeutet das?
Im Interview vor dem CELTA-Kurs bezifferte die Tutorin den geschätzten Aufwand mit ca. 25-30 Stunden pro Woche für den Zeitraum von zehn Wochen.
Natürlich lernt und arbeitet jeder Mensch unterschiedlich. In den ersten beiden Wochen dachte ich: Oh dear, ich bin so langsam! Ich brauche viel mehr Zeit als diese 25-30 Stunden pro Woche. Das ging jedoch nicht nur mir, sondern fast jedem Teilnehmer so.
Im Laufe des Kurses wurde es etwas besser, vor allem gewöhnte ich mich an den Rhythmus: hauptsächlich Units bearbeiten, Teaching Practice vorbereiten, und dazwischen Assignments schreiben.
Zudem ist die Frage, wie ernst dieser Kurs und all die Aufgaben genommen werden. Versuche ich nur, den Kurs zu überstehen und das Zertifikat zu bekommen? Oder möchte ich wirklich etwas lernen? Für mich traf ganz klar Letzteres zu.
Insgesamt ist die Einschätzung von 25-30 Stunden/Woche aus meiner Sicht eher optimistisch. Realistisch betrachtet und mit Schwankungen zwischen den einzelnen Wochen denke ich, dass 30-35 Stunden pro Woche besser passen. Im Durchschnitt, wohlgemerkt.
CELTA Online-Kurs Teilzeit – 35 Stunden pro Woche? Tja, die Frage „ist das wirklich noch Teilzeit“ ist durchaus berechtigt.
Ja, ich konnte nebenbei noch arbeiten, und ja, ich war auch für die Familie (gelegentlich) da.
Jedoch musste ich hierfür ein paar Mal bis zwei/drei Uhr morgens eine Teaching Practice vorbereiten oder ein Assignment schreiben.
Teilzeit hatte ich mir anders vorgestellt.
Ein kurzes Fazit
Um mein erstes Fazit kurz zu halten: CELTA Online ist ein toller Kurs, der sich für mich aus verschiedenen Gründen auf jeden Fall gelohnt hat.
Ein CELTA Vollzeitkurs passt nicht zu meinem persönlichen Lernstil, daher musste es die Teilzeitversion sein. Und selbst dieser CELTA Online Part Time brachte mich an meine (organisatorischen und Schlaf-) Grenzen.
Ein CELTA-Kurs ist nicht günstig, aber ist er dadurch automatisch teuer? Auf diesen Aspekt sowie eine umfangreiche Pro/Con-Liste gehe ich in den nächsten Artikeln ein.
Du hast Fragen zum CELTA Online? Dann melde dich bitte, gerne hier als Kommentar oder per E-Mail.
Hi Hubert,
tausend Dank für diese detaillierten Einblicke (damit meine ich deine diversen Artikel zum Celta). Du hast fast alle meine Fragen mit deinen Artikeln beantwortet und ich werde mich ab September in das Abenteuer Teilzeit-Celta stürzen.
Happy Teaching und liebe Grüße, Anne
Hi Anne,
wow, danke fürs Feedback! Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinem „Abenteuer Teilzeit-Celta“ und falls du dich zwischendurch mal ausweinen möchtest, dann schreibe mich gerne an 😉 (nein, das wird schon, halte durch und genieße diesen großen Wissenstransfer!)
Viel Erfolg mit dem CELTA!